Monotrauma und komplexe Traumata

Ein Monotrauma bezeichnet ein einmaliges traumatisches Geschehen, das gegenüber den übrigen Erfahrungen gut abgesondert werden kann. Ein serielles Trauma dagegen benennt eine Kette von traumatischen Widerfahrnissen. Ein kumulatives Trauma besteht aus vielen schwierigen Erlebnissen, die jeweils einzeln zwar verletzend, nicht aber traumatisch wirken. Da die Häufung der Verletzung jedoch keine Erholung erlaubt, wirkt die Gesamtheit der Verletzungen traumatisch. Ein komplexes Trauma liegt in der Regel bei Traumatisierungen in der Kindheit vor oder bei schweren Traumatisierungen im Erwachsenenalter. Die Betroffenen können traumatische Ereignisse nicht mehr gut von sonstigen Erfahrungen unterscheiden.

Monotraumata können etwa wie Angststörungen in der Verhaltenstherapie behandelt werden. Ziel der traumatherapeutischen Verhaltenstherapie ist die Integration des Traumas in das biographische Narrativ. Der/die PatientIn gewinnt so die Fähigkeit, das eigene Trauma zu erzählen, der traumatischen Erinnerung zu begegnen und diese in die Biographie zu integrieren. Komplexen Traumata ist eher tiefenpsychologisch zu begegnen, wobei weniger die innerdynamischen Konflikte wie bei neurotischer Belastung, sondern das verletzte Selbst und die belasteten inneren Objekte Gegenstand der Behandlung sind.

Schematische Einteilung traumatischer Ereignisse nach Maercker, 2009

 

Typ I Traumata (einmalig und kurzfristig)

Typ II Traumata (mehrfach und langfristig)

Medizinisch bedingte Traumata

Akzidentelle Traumata oder Apersonale Traumata

Schwere Verkehrsunfälle, berufsbedingte Traumata (z.B. Polizei, Feuerwehr), Naturkatastrophen (kurz: Wirbelsturm, Brand etc.)

Lang andauernde Naturkatastrophen (z.B. Überschwemmungen, Erdbeben), Technische Katastrophen (z.B. Giftgaskatastrophe)

Akute lebensgefährliche Erkrankungen, chronische lebensbedrohliche oder schwerste Erkrankungen. Als notwendig erlebte medizinische Eingriffe.

Interpersonelle Traumata

(„man- made“)

Sexuelle Übergriffe (Vergewaltigung) kriminelle bzw. körperliche Gewalt (z.B. Überfälle) 

Kriegserleben, Geiselhaft, Folter, politische Inhaftierung, sexuelle und körperliche Gewalt bzw. Missbrauch in der Kindheit oder im Erwachsenenalter

Komplizierter Behandlungsverlauf nach angenommenem Behandlungsfehler